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Waldlauf


COVID-19, Pleuritis und Ausdauersport – Zurück zum Training mit Achtsamkeit

Erinnerst du dich an das mulmige Gefühl, nach einer Corona-Infektion wieder laufen zu wollen? Dieses Kitzeln im Herzen vor dem ersten Lauf, aber dann plötzlich ein stechender Brustschmerz beim Ausatmen? Solche Erfahrungen machen viele Sportler. Auf der einen Seite die Freude, endlich wieder aktiv zu sein, auf der anderen Seite die Sorge vor Nachwirkungen. Gerade wenn die Brust zwickt, schießt einem schnell der Gedanke „Hoffentlich nichts Ernstes“ durch den Kopf. Oft ist der Schmerz harmlos, aber er kann auch von einer Entzündung des Brustfells herrühren – der Pleuritis.

Was ist Pleuritis? (Brustfellentzündung)

Das Brustfell (Pleura) ist eine hauchdünne Membran, die Lunge und Brustwand umhüllt. Stelle es dir vor wie zwei eng aneinander liegende Zeitungspapiere: Eines klebt an der Rippenwand, das andere an der Lunge. Normalerweise gleiten sie beim Atmen reibungslos übereinander. Bei einer Pleuritis entzündet sich diese Membran. Dann kann das Gewebe anschwellen und Schmerzen verursachen – vor allem beim tiefen Einatmen. Manchmal tritt auch Flüssigkeit zwischen den Blättern auf, einen Pleuraerguss – das wäre eine Art Lungenwasser. Die Pleuritis ist also kein eigenständiges Organleiden, sondern meist die Folge anderer Erkrankungen.

Üblicherweise entsteht sie durch eine Lungenentzündung oder durch Infektionen. In Expertenkreisen ist man sich einig: Es gibt keinen Hinweis darauf, dass COVID-19 direkt automatisch eine Pleuritis auslöst. Vielmehr kann ein heftiger Corona-Verlauf mit Lungenentzündung oder kleinen Blutgerinnseln indirekt eine Pleuraentzündung begünstigen. In einfachen Worten: COVID kann das Brustfell reizen, wenn die Lungenmitte (z. B. durch eine Pneumonie) betroffen ist – aber eine Corona-Infektion führt nicht per se immer zu Pleuritis.

COVID-19 als Auslöser – braucht man Angst zu haben?

Auch wenn COVID-19 in erster Linie die Atemwege angreift, ist eine Brustfellentzündung eine eher seltene Folge. Eine Coronavirus-Pneumonie kann zu einer Pleuraentzündung führen, einen klaren Beweis dafür gibt es jedoch nicht. Mit anderen Worten: Ein komplizierter Verlauf mit starker Lungenentzündung oder Lungenembolien kann die Pleura reizen – dann spürt man einen stechenden Schmerz in der Brust.

In der Praxis sieht man das aber nicht oft. Generell besteht kein Grund zur Panik: COVID selbst verursacht nur sehr selten direkte Pleuritis. Wie Ärzte es formulieren: Es gibt keine eindeutigen Belege, dass SARS-CoV-2 selbstständig pleuritische Entzündungen initiiert.

Trotzdem sind persönliche Berichte beeindruckend. Ein Freizeitradler beschrieb in einem Blog seine Angst: Nach einer intensiven Heim-Trainingseinheit am Rad spürte er plötzlich heftige Brustschmerzen. Nach stundenlangen Untersuchungen kam die Diagnose: Pleurisy (Brustfellentzündung). Zum Glück stellte der Arzt fest, dass es sich um eine virale Entzündung handelte – und damit nichts Herzbedrohliches.

Solche Einzelberichte zeigen, dass Pleuritis zwar auftreten kann, sie aber meist eine gut behandelbare Folge ist und selten auf ein organisches Gebrechen wie Herzinfarkt hinweist.

Pleuritis bei Ausdauersportlern – ein besonderes Risiko?

Gibt es bei Läufern oder Radfahrern denn häufiger Pleuritis? Bisher lässt die Studienlage das verneinen. Wissenschaftler haben nur Einzelfälle dokumentiert.

Zum Beispiel entwickelte ein 22-jähriger Fußballprofi nach einem Spiel heftige Rückenschmerzen. Die aufwendige Diagnostik brachte Erstaunliches: Ein MRT zeigte einen Pleuraerguss vor dem Herzspitzenbereich, man vermutete eine durch das Spiel verletzungsbedingte Pleuritis.

Solche Berichte sind absolute Einzelfälle. Auch Hobbyläufer oder -radler kennen gelegentlich solche Beschwerden – meist in Stressphasen oder nach Infekten.

Ein Beispiel: Nach einer längeren Trainingspause spürte ein Freizeitläufer plötzlich beim Auftreten einen stechenden Bruststich. Auch hier klärte sich die Sache als Pleuritis. Doch das war Glück im Unglück, denn es gibt eine sichere Behandlung.

Wichtig zu wissen: Dein Sport an sich macht eine Pleuritis nicht wahrscheinlicher. Muskeln und Sehnen sind viel häufiger schuld, wenn der Rücken oder Brustkorb nach dem Training zwickt. Dennoch lohnt es sich, bei anhaltenden Schmerzen schlau zu reagieren und im Zweifel einen Arzt aufzusuchen.

Zu früh zurück ins Training? Warum Vorsicht angesagt ist

Der große Fehler wäre, eine ignorante Aufholjagd zu starten. Wenn man direkt nach dem ersten Achtungszeichen (dem negativen Test oder dem Ende der Symptome) sofort volle Trainingsintensität bringt, kann das wehtun.

Experten warnen: Zu frühes, zu hartes Training kann Herz und Lunge zusätzlich stressen. Einige Sportmediziner beschreiben, dass sich Corona-Infektionen manchmal in zwei Wellen entzündlicher Aktivität aufsplitten.

Man fühlt sich kurz nach der Infektion besser, während im Körper noch hohe Entzündungswerte vor sich hinköcheln. Fängt man zu früh mit intensivem Sport an, trainiert man praktisch in diese Entzündungsphase hinein – das kann zu Herzrhythmusstörungen oder sogar zu einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) führen.

Der Rat lautet also: Lieber zunächst ein, zwei Gänge zurückschalten, bis man wirklich sicher symptomfrei ist.

Warnzeichen beim Wiedereinstieg

Folgende Alarmzeichen solltest du ernst nehmen:

  • Starker Brustschmerz oder Druck, vor allem stechend beim Atmen

  • Herzrasen oder Herzstolpern (Extrasystolen), besonders in Ruhe oder nach dem Sport

  • Ungewöhnlich hoher Puls, auch bei geringer Belastung

  • Atemnot, die du sonst nie hattest

  • Bläuliche Lippen, Übelkeit, Schwindel oder das Gefühl, gleich umzukippen

Kurzum: Wenn sich beim Joggen oder Radeln irgendetwas ganz anders anfühlt als gewohnt – raus aus der Belastung. Dein Körper will dir etwas sagen.

Tipps für einen sicheren Wiedereinstieg

  • Mindestens drei symptomfreie Tage abwarten

  • Mit leichtem Training starten, z. B. Spazierengehen oder lockeres Radfahren

  • Herzfrequenz im Blick behalten, Pulsmesser oder Fitnessuhr nutzen

  • Auf Warnzeichen achten (siehe oben)

  • Wettkämpfe frühestens nach zehn symptomfreien Tagen

  • Bei Unsicherheit ärztliche Freigabe einholen, besonders bei schwereren Verläufen

Quellenverzeichnis

  1. Medscape: COVID-19 und Pleuraerkrankungen

  2. MSD Manual: Brustfellentzündung (Pleuritis)

  3. Cleveland Clinic: Pleurisy Overview

  4. Verywell Health: How COVID-19 Affects the Lungs

  5. Fallberichte: Fußballspieler mit Pleuritis nach Spiel (JACC Case Reports)

  6. Erfahrungsbericht eines Hobbyradlers mit Pleuritis nach Corona

  7. Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin: Empfehlungen zum Wiedereinstieg nach Infekten

  8. Zentrum für Sportmedizin München: Corona-Folgen für Ausdauersportler

  9. Internistische Fachartikel: Myokarditis und Training

  10. Deutsche Herzstiftung: Herzmuskelentzündung erkennen und vermeiden

  11. Fallbericht aus dem British Medical Journal zur COVID-induzierten Pleuritis

  12. Erfahrungsbericht eines Marathonläufers mit Long COVID und Pleuritis

  13. Empfehlungen von Prof. Halle und Prof. Wolfarth zur Sportpause nach Corona


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